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John Logan
Die Unschuld der Raubvögel
Eine Produktion des Theaterjugendclubs HLTh


Premiere: 25. Mai 2006, TASCH 2

Fotos link |

Die Unschuld der Raubvögel

Besetzung:

Leitung - Barbara Schwarz

Darsteller:

Nathan Leopold jr. - Max Dörbecker
Richard Loeb - Philipp Lind
Mrs. Darrow - Julia Peter
Mrs. Crowe - Jana Engelbach
Dr. White/Reporter - Max Radestock
Germaine Reinhardt/Reporterin - Franziska Finkenstein
Psychologin/Reporterin - Laetitia Samuel

Special guest :
Sergeant Gortland - Gabriel Spagna


Technische Leitung - Fred Bielefeldt
Beleuchtung - Susann Förster
Requisite - Margarita Belger
Maske - Grit Anders
Inspizienz - Ito Grabosch
Ton - Ronald Strauß
Garderobe - Elisabeth Müller
Schneiderei - Eva Nau, Gisela Schmidt, Claudia Siebenborn

Stück:

What is a crime of passion? Or a passion for crime?

nach einer wahren Geschichte

Chicago 1924: Richard Loeb und Nathan Leopold, zwei hochintellektuelle Studenten aus schwerreichen Familien begehen ohne ersichtlichen Grund einen brutalen Mord. Die Öffentlichkeit ist schockiert als die beiden jugendlichen Mörder des Verbrechens überführt werden, doch scheint die Tat auf ihre Psyche keinen Einfluss genommen zu haben.

Aus einem der berühmtesten Mordfälle der amerikanischen Rechtsgeschichte hat John Logan durch eine moderne filmschnittartige Dramaturgie ein spannendes Theaterstück voll psychologischer Dichte gemacht. „Dies ist eine Liebesgeschichte.“ (John Logan)


Pressestimmen:

Oberhessische Presse

Brillante, temporeiche Gratwanderung

Marburg. Um einen der berühmtesten Mordfälle der amerikanischen Rechtsgeschichte geht es in der aktuellen Inszenierung des Theaterjugendclubs des Hessischen Landestheaters.

von Christian Rothenberg

„Die Unschuld der Raubvögel“ von John Logan feierte am Donnerstagabend im restlos ausverkauften Theater am Schwanhof eine brillante Premiere.

Das auf einer wahren Geschichte basierende Stück handelt von zwei Studenten, dem 18-jährigen Nathan Leopold (Max Dörbecker) und dem 19-jährigen Richard Loeb (Philipp Lind). Beide verbindet eine sehr intime, an der Grenze zur Homosexualität wandelnde Freundschaft. Die beiden hochintellektuellen Studenten suchen im Chicago des Jahres 1924 das Abenteuer. Sie fühlen sich durch Nietzsches „Übermenschen“ motiviert, als „schaffende“ höhere Individuen hart und mitleidlos mit den Mitmenschen ins Gericht zu gehen. Auf der Suche nach einem Opfer treffen sie auf den 14-jährigen Bobby Franks. Loeb und Leopold entführen ihn und töten ihn kurz darauf. Nathans am Tatort verlorene Brille zwingt die beiden „Übermenschen“ zum Geständnis. Breit grinsend und geständig sitzen sie im Gerichtssaal, unbeeindruckt von Staatsanwältin Dr. Crowes (Jana Engelbach) Forderung nach der Todesstrafe.

Großartig gelingt es den Hauptdarstellern, die Beziehung der beiden Protagonisten Leopold und Loeb zu skizzieren: Philipp Lind meistert als Richard die Gratwanderung zwischen charmant und jähzornig, Genie und Wahnsinn. Schnell wird klar, dass er es ist, der den jüngeren Nathan beeinflusst und kontrolliert. Auch Max Dörbecker gelingt die Darstellung des jungen Intellektuellen Nathan hervorragend. Der hält zwar mit 18 Jahren schon Vorlesungen, ist innerlich jedoch zutiefst verunsichert und fühlt sich stark zu Richard hingezogen. Vor Gericht analysiert Gerichtspsychologe Dr. White (Max Radestock) das Verhältnis zwischen Nathan und Richard als homosexuellen Pakt, als einen Austausch sexueller und krimineller Aktivität. Verteidigerin Mrs. Darrow (Julia Peter) versucht die Zurechnungsfähigkeit ihrer Klienten in Frage zu stellen und beruft mehr als 100 Zeugen vor das Geschworenengericht. Eine Diskussion um die Todesstrafe wird losgetreten. Die große Aufmerksamkeit, die der Fall erregt, wird stimmungsvoll mit Collage-artig vorgetragenen Meldungen und Schlagzeilen der amerikanischen Presse in Szene gesetzt.

Licht spielt eine Schlüsselrolle in der Inszenierung von Barbara Schwarz. Im Zwielicht der Zellen nehmen die Zuschauer an den Gedanken der Angeklagten teil, hören sie Briefe an ihre Eltern lesen, sich zwischen den Zellen unterhalten: „Wie geht es weiter? Sterben wir Seite an Seite?“ Staatsanwältin Crowe versucht, das Band zwischen Loeb und Leopold zu zerreißen. Psychologen und Mediziner sollen bewerten, welcher der beiden Studenten das Verbrechen initiiert hat, ob sie die Tat auch einzeln begangen hätten. Aus den Gesichtern von Nathan und Richard weichen Zufriedenheit und Überzeugung der plötzlichen Erkenntnis: „Wir sind keine Übermenschen, oder?“

Ein abschließender Zeitsprung nach 75 Minuten führt zu dem Moment, in dem sich Leopold und Loeb kennen lernen. Dabei wird das Urteil verlesen. Es wird dunkel, wie so oft zwischen den kurzen und temporeich gespielten Szenen. Langer und intensiver Applaus setzt ein. Völlig verdient.

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